Sind Insekten koscher?

Weniger Emissionen, weniger Wasserverbrauch, weniger Flächenbedarf und obendrein in der Regel mehr Protein als Fleisch – allein basierend auf diesen Fakten sollten Insekten längst ein wesentlicher Bestandteil unserer Ernährung sein. Die Tora sagt uns jedoch, dass Leben heilig ist. Auch das von Insekten? Oder sind Insekten koscher? Dürfen Juden und Jüdinnen Insekten essen?

Autor:  Bastian
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Alle Infos auf einen Blick:

  • Je nach Tradition gelten im Judentum ausschließlich Heuschreckenarten als koscher, die in großen Schwärmen auftreten. 
  • In der sefardischen Tradition gilt die Wanderheuschrecke teilweise als koscher. 
  • In der askenasischen Tradition ist der Verzehr von Insekten verboten. 

Was bedeutet koscher?

Die Tora mahnt zu einem sorgsamen Umgang mit Tieren und Pflanzen. Welche Pflanzen und Tiere auf den Tellern landen dürfen, ist in der sogenannten Kaschrut, den jüdischen Speisevorschriften geregelt. Was gegessen werden darf, wird als koscher bezeichnet, verbotene Speisen nennt man „trefe“.

Können Insekten koscher sein?

 

Prinzipiell ja. Diese Einschätzung hat ihren Ursprung in den Zehn Plagen, die Gott zur Bestrafung der Ägypter:innen ersonnen hat. Der jüdischen Interpretation zufolge handelte es sich bei den biblischen Heuschreckenschwärmen um eine Art „göttliche Luftwaffe“ gegen den Pharao und die Ägypter:innen. Möglicherweise gelten heute deshalb – je nach Tradition - ausschließlich Heuschreckenarten als koscher, die in großen Schwärmen auftreten.

Sefardisch vs. aschkenasisch

Also sind bestimmte Heuschreckenarten koscher? Die nicht ganz so einfache Antwort: Es kommt darauf an. Und zwar auf die Tradition, nach der ein Haushalt lebt. Denn die aschkenasische Tradition pflegt einen anderen Umgang mit der Entomophagie als die sefardische. Welche Auffassungen Aschkenasim und Sephardim zum Thema Insekten essen vertreten, erklären wir im Folgenden.

Sefardische Tradition

Die sefardische Tradition pflegt einen lockereren Umgang mit Insekten. Zumindest die Wanderheuschrecke gilt hier teilweise – insbesondere bei den Jemenit:innen - als akzeptiertes Lebensmittel. Die Befugnis zum Konsum von Wanderheuschrecken findet sich in der Tora im 3. Buch Mose 21: „Doch das dürft ihr essen von allem fliegenden Gewürm, das auf Vieren geht; was Gelenke hat oberhalb der Hinterbeine, damit zu springen auf der Erde.“ Anschließend sind in der Tora vier Insektenarten erwähnt: Arbe, Solom, Chargol und Chagav. Diese vier - Arbe bezeichnet die als Wanderheuschrecke bekannte Art - gelten als koscher. Aber wie gesagt nur für Sephardim.

Aschkenasische Tradition

Für Aschkenasim nicht. In koscheren Haushalten, die nach den aschkenasischen Traditionen leben, werden Insekten wohl nie Bestandteil der Ernährung sein. Zwar ist Entomophagie, wie oben erwähnt zumindest in Bezug auf vier Heuschreckenarten, in der Tora prinzipiell erlaubt – da sich später jedoch nicht mehr eindeutig bestimmen ließ, um welche vier Arten es sich dabei handelt, erging ein rabbinisches Verbot.

Ausnahme Honig

Insekten sind also - mit Ausnahme von vier Heuschreckenarten – nicht koscher. Auch Bienen nicht. An sich kein Problem, den für den Verzehr sind Bienen ohnehin nicht geeignet. Aber welche Regelung gilt für Honig? Denn die Vorschriften mit Blick auf Produkte von nichtkoscheren Tieren sind klar: nicht erlaubt. Damit wäre auch Honig „trefe“. Tatsächlich stellt Honig aber eine Ausnahme dar. Denn obwohl die Biene als nichtkoscher gilt, erlaubt die Kaschrut den Konsum von Honig.

 

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