Sind Insekten gesund?
Dass der Konsum von Insekten – verglichen mit konventionell erzeugtem Fleisch - gut fürs Klima ist, ist bekannt. Viel weniger Emissionen und nur ein Bruchteil des Wasserbedarfs. Aber sind Insekten auch gut für uns, für den Menschen? Sind Insekten gesund? Im Folgenden gehen wir dieser Frage auf den Grund.
Nährwerte von essbaren Insekten
Der Nährwert von Insekten variiert je nach Ernährung, Entwicklungsstadium, Geschlecht, Art, Wachstumsumgebung und Messmethoden. Dennoch sind sich die Forscher:innen einig darüber, dass Insekten äußerst reich an Proteinen, Fett und Vitaminen sind.
Eiweiß

Im Durchschnitt liegt der Proteingehalt von essbaren Insekten zwischen 35 % und 60 % des Trockengewichts bzw. 10 % und 25 % des Frischgewichts. Damit schneiden Insekten besser ab als pflanzliche Eiweißquellen wie beispielsweise Getreide, Sojabohnen und Linsen. Im oberen Bereich liefern Insekten sogar mehr Protein als Fleisch und Hühnereier. Essbare Insekten der Orthoptera – etwa Grillen und Heuschrecken - sind besonders eiweißreich.
Die Proteinverdaulichkeit von Insekten ist jedoch aufgrund des harten Exoskeletts sehr unterschiedlich. Exoskelette mit einem hohen Anteil an Chitinbestandteilen sind schwerer verdaulich. Bei industriell gefertigten Insektenprotein-Produkten wird das Exoskelett in der Regel jedoch entfernt. So bringt es das Insektenprotein verschiedenen Studien zufolge auf eine Verdaulichkeit zwischen 77 und 98 Prozent.
Fette
Die zweitgrößte Komponente der Nährstoffzusammensetzung von Insekten ist Fett. Verschiedene Faktoren wie Art, Geschlecht, Fortpflanzungsstadium, Jahreszeit, Ernährung und Lebensraum beeinflussen den Fettgehalt von Insekten. Ausgewachsene Grillen bringen es auf durchschnittlich rund 22, Buffalowürmer auf knapp 25, Mehlwürmer auf 31 und Wanderheuschrecken auf knapp 34 Prozent Fett. Die Fettsäureprofile von Insekten hängen auch von der Art und der Ernährung ab, obwohl Insekten im Allgemeinen mehr ungesättigte Fettsäuren als gesättigten Fettsäuren enthalten.
Kohlenhydrate

Insekten enthalten Kohlenhydrate – hauptsächlich in Form von Chitin und Glykogen. Ersteres ist ein Polymer aus N-Acetyl-D-Glucosamin - der Hauptbestandteil des Exoskeletts - während es sich bei Letzterem um eine in Zellen und Muskelgewebe gespeicherte Energiequelle handelt. Der durchschnittliche Kohlenhydratgehalt von essbaren Insekten reicht von 6,71 % (Stinkwanze) bis 15,98 % (Zikade).
Mikronährstoffe
Einige Insekten – darunter auch die zum Verzehr zugelassenen Heuschrecken, Grillen und Mehlwürmer - sind reich an Eisen, Zink, Kalzium, Kupfer, Phosphor, Magnesium und Mangan.
Eine seltene Studie ergab, dass der Verzehr von Insekten einen hohen Anteil der täglichen Mineralstoffempfehlungen für den Menschen liefern kann, insbesondere in Bezug auf Eisen schließlich bringen es Insekten auf einen ähnlich hohen Eisengehalt wie Rindfleisch. Daten in Bezug auf den Vitamingehalt weisen darauf hin, dass essbare Insekten Karotin, Vitamin B1, B2, B6, C, D, E und K enthalten. Insbesondere Orthoptera, also Heuschrecken und Grillen, sowie Coleoptera, die Käfer-Arten, sind reich an Folsäure.
Insekten als Präbiotikum
Insekten enthalten Ballaststoffe – unter tierischen Produkten eher eine Seltenheit. Diese stammen hauptsächlich aus dem Chitin, aus dem das Exoskelett der Insekten besteht. Einer Studie von Dr. Valerie Stull, Forscherin an der University of Wisconsin-Madison, zufolge könnten Insekten deshalb einen Nutzen haben, der über ihren reinen Nährstoffgehalt hinausgeht. Im Zuge der Untersuchung wurden die Darmmikrobiota von Menschen vor und nach der Aufnahme von Insektenpulver in ihre Ernährung verglichen. Die Teilnehmer der doppelblinden Versuchsgruppe erhielten jeden Tag ein zubereitetes Frühstück, darunter einen Kürbismuffin und einen Proteinshake, in den 25 Gramm Grillenpulver eingearbeitet waren. Die Kontrollgruppe erhielt ebenfalls Lebensmittel mit einer ähnlichen Makro- und Mikronährstoffzusammensetzung, jedoch ohne das zugesetzte Grillenpulver. Nach zwei Wochen bewertete Dr. Stull die Veränderungen im mikrobiellen Darminhalt der Probanden.
Der Verzehr von Insektenpulver, selbst über einen kurzen Zeitraum, erhöhte die Menge an Bifidobacterium animalis, das als hilfreiches Probiotikum gilt. Diese Bakterien können die Magen-Darm-Funktionen verbessern und vor Durchfall schützen. Die Studie deutet darauf hin, dass das Insektenpulver selbst als Präbiotikum wirken kann, das heißt es dient als Nahrung für andere nützliche Bakterien, die im gesunden menschlichen Darm wachsen. Dr. Stull attestierte dem Verzehr von Insekten in der Folge ein "unendliches Potenzial" – insbesondere für Menschen, die einen Proteinmangel aufweisen.
Gesundheitliche Risiken von Insekten
Der Verzehr beinahe jedes Lebensmittels geht mit einem zumindest theoretischen Risiko einher – wenn auch noch so klein. Das gilt selbstverständlich auch für Insekten. Worauf Du achten musst, wenn du Insekten essen möchtest, erklären wir Dir im Folgenden. Wichtig: Diese Angaben beziehen sich auf gezüchtete Insekten. Insekten aus freier Wildbahn zu essen, geht mit deutlich höheren gesundheitlichen Risiken einher.
Allergene

Lebensmittelallergien stellen ein zunehmendes Problem dar. Eier, Schalentiere, Nüsse und Milch – die Liste der Auslöser für allergische Reaktionen aus dem Bereich der Lebensmittel wird immer länger. In einer Studie wurde festgestellt, dass Insekten die gleiche Fähigkeit haben, allergische Reaktionen auszulösen wie Krustentiere, beispielsweise Garnelen oder Hummer. Kein Wunder, schließlich gehören sowohl Insekten als auch Krustentiere zu den Gliederfüßern (Arthropoden). Wenn Du gegen Schalentiere allergisch bist, solltest Du auch von Insekten die Finger lassen. Oder vorher zumindest Rücksprache mit einer ärztlichen Fachperson halten.
Bakterien
Viele Insekten ernähren sich von verwesenden Stoffen: verrottende Lebensmittel, Tierkadaver, menschliche Abfälle. Stoffe, die voller Bakterien sind. Diese Gefahr geht allerdings in erster Linie von wild gefangenen Insekten aus. Rein theoretisch besteht die Möglichkeit, dass eine kleine Menge mikrobieller Fauna und sporentragender Bakterien in gezüchtete Insekten gelangt. Bei hierzulande gezüchteten Insekten besteht dahingehend nicht im Geringsten Grund zur Sorge – Insektenzüchter:innen im asiatischen Raum halten sich erfahrungsgemäß aber nicht zwangsläufig an die bei uns geltenden Hygienestandards.
Fazit: Sind Insekten gesund?
Als gesund gelten nährstoffreiche Lebensmittel, die Dich mit Vitaminen sowie Mineral- und Ballaststoffen versorgen. Eisen, Zink, Kalzium, Kupfer, Phosphor, Magnesium, Mangan, Karotin, Vitamin B1, B2, B6, C, D, E, K und Folsäure. Dazu aufgrund des Chitin-Gehalts auch noch Ballaststoffe. Das sind jede Menge Vitamine, Mineralstoffe und auch Ballaststoffe. Demnach sind Insekten gesund.
Ebenfalls als gesund gelten Lebensmittel, die eine vorteilhafte Makronährstoffverteilung aufweisen. Also viel Protein, wenig Zucker und mehr ungesättigte als gesättigte Fettsäuren. Und siehe da: Auch hier punkten Insekten.
„Ungesund“ sind Insekten für all diejenigen, die mit einer Schalentier-Allergie zu kämpfen haben. In diesem Fall ist Vorsicht geboten und vom Genuss von Insektenprotein eher abzuraten. Für alle anderen bedeuten Insekten: Protein mit gutem Gewissen. Nicht nur dem eigenen Körper, sondern auch dem Klima gegenüber!