Entoveganismus – alles, was Du wissen musst

Entoveganimus ist der neueste Ernährungstrend. Warum? Aus den verschiedensten Gründen: Gesundheit, Nachhaltigkeit und auch kulinarische Abwechslung. Im Folgenden erfährst Du unter anderem, was es mit Entoveganismus auf sich hat, welche Vorteile diese Ernährungsform mitbringt und wie Entoveganismus in der Praxis funktionieren kann.

Autor:  Bastian
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Alle Infos auf einen Blick:

  • Entoveganismus kombiniert die Vorteile von Veganismus mit den Vorteilen von Speiseinsekten. 
  • Besser fürs Klima, weniger Ressourcenverbrauch, kein Antibiotikaeinsatz, wenig bis kein Zoonose-Risiko.
  • Gleichzeitig Proteine mit vollständigem Aminosäurenprofil, Omega-3-Fettsäuren und Vitamine und Mineralstoffe wie B12, Kalzium, Eisen, die bei veganer Ernährung möglicherweise fehlen.

Was ist Entoveganismus?

Entoveganismus setzt sich aus den Wörtern "Entomophagie" und "Veganismus" zusammen. Gemeint ist damit eine Ernährungsform, bei der im Prinzip dieselben Regeln gelten wie bei herkömmlichem Veganismus. Mit einer Ausnahme: Während auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Eier und Honig weiterhin verzichtet wird, ist der Verzehr von Insekten bei Entoveganismus erlaubt. Entoveganismus basiert auf der Idee, dass es sich bei Insekten um eine nachhaltige und ethisch vertretbare Proteinquelle handelt.

Aber dürfen Veganer:innen Insekten essen? Mehr dazu in unserem Ratgeber „Sind Insekten vegan?

Und schmecken Insekten überhaupt? Das erfährst Du in unserem Ratgeber „Wie schmecken Insekten“.

Was sind die Vorteile von Entoveganismus?

Ganz einfach ausgedrückt: Entoveganismus kombiniert die Vorteile von Veganismus mit den Vorteilen von Insekten essen. Damit ist Entoveganismus nicht nur herkömmlichen Ernährungsformen, sondern auch dem Veganismus überlegen. Inwiefern, das erfährst Du im Folgenden.

Entoveganismus vs. herkömmliche Ernährungsformen

Nachhaltigkeit

Die Produktion von Insektenprotein erfordert im Vergleich zur konventionellen Tierhaltung weniger Land, Wasser und Ressourcen. Insekten lassen sich effizienter züchten und haben einen geringeren ökologischen Fußabdruck. Sie produzieren weniger Treibhausgasemissionen und tragen somit zur Verringerung des Klimawandels bei.

Ressourceneffizienz

Insekten sind äußerst effiziente Futterverwerter. Im Vergleich zu Rindern oder Schweinen benötigen sie weniger Futter, um die gleiche Menge an Protein zu produzieren. Dies trägt zur Entlastung der begrenzten landwirtschaftlichen Ressourcen bei und ermöglicht eine effizientere Nutzung von Nahrungsmitteln. Zumal sich Insekten mittels Nebenprodukten der menschlichen Nahrungsmittelerzeugung füttern und somit in den Lebensmittelkreislauf integrieren lassen.

 

Gesundheitsvorteile

Insekten enthalten wertvolle Nährstoffe wie Proteine, gesunde Fette, Vitamine und Mineralien. Sie sind oft reich an essenziellen Aminosäuren und können eine ausgewogene Ernährung unterstützen. Der Verzehr von Insekten kann auch dazu beitragen, den Konsum von verarbeiteten Fleischprodukten mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren zu reduzieren. Und: Im Gegensatz zur Nutztierhaltung kommen bei der Insektenzucht keine Antibiotika zum Einsatz, die Du dann zu Dir nimmst und die für Antibiotikaresistenzen sorgen.

Ernährungssicherheit

Mit steigender Weltbevölkerung und gleichzeitig wachsendem Nahrungsmittelbedarf wird es immer schwieriger, alle Menschen ausreichend zu ernähren. Insekten können als nachhaltige Proteinquelle zur Sicherung der Ernährung beitragen. Auch, weil sie sich nicht nur wesentlich schneller, sondern auch effizienter züchten lassen als herkömmliche Nutztiere.

Tierwohl

Im Vergleich zur konventionellen Tierhaltung weisen Insekten weniger komplexe Nervensysteme auf. Den meisten Arten fehlen die sogenannten Nozizeptoren, also für Schmerzempfinden verantwortliche Rezeptoren. Unter anderem deshalb werden Insekten oft als ethisch vertretbarere Proteinquelle angesehen. Entoveganismus trägt somit dazu bei, das Leiden von Tieren in der Massentierhaltung zu reduzieren.

Geringeres Risiko für Zoonosen

Zoonosen sind Krankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Die intensive Tierhaltung erhöht das Risiko für solche Krankheitsausbrüche. Da Insekten genetisch und physiologisch weit entfernt von Säugetieren sind, ist das Risiko für die Übertragung von Zoonosen geringer.

Entoveganismus vs. Veganismus

 

Hohe Nährstoffdichte

Insekten sind eine ausgezeichnete Proteinquelle. Sie enthalten auch wichtige Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Zink und Vitamine. Im Vergleich zu einigen pflanzlichen Proteinquellen bieten Insekten eine bessere Nährstoffdichte und können helfen, Nährstoffmängel zu vermeiden.

Vollständiges Aminosäurenprofil

Nahezu alle pflanzlichen Proteinquellen haben im Vergleich zu tierischen Proteinquellen einen großen Nachteil: Sie weisen kein vollständiges Aminosäurenprofil auf. Oder anders ausgedrückt: Es fehlen essenzielle Aminosäuren, die Dein Körper braucht, um zu funktionieren. Insektenprotein dagegen enthält alle essenziellen Aminosäuren – ein gewichtiger Vorteil von Entoveganismus. Hinzu kommt, dass der menschliche Körper tierische Proteine besser aufnehmen kann, einfach weil die Zellstruktur tierischer Proteine der Struktur menschlicher Proteine ähnlicher ist.

Ausgleich von Nährstoffmängeln

Wenn Du Dich strikt vegan ernährst, hat Dein Körper üblicherweise mit Nährstoffmängeln zu kämpfen. Zumindest, wenn Du die fehlenden Nährstoffe nicht in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu Dir nimmst. Oder, indem Du auf Entoveganismus umsteigst. Denn der Zusätzliche Verzehr von Insekten kann dazu beitragen, einige für Veganer:innen typische Nährstoffmängel zu beheben. Darunter:

  • Vitamin B12
    Vitamin B12 kommt hauptsächlich in tierischen Produkten vor und ist für die Bildung roter Blutkörperchen und die Funktion des Nervensystems wichtig. Da pflanzliche Lebensmittel nur geringe Mengen an natürlichem Vitamin B12 enthalten, sollten Veganer:innen eine zuverlässige Quelle für dieses Vitamin finden. Eine hervorragende Quelle für Vitamin B12 sind Insekten.
  • Omega-3-Fettsäuren
    Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA, kommen hauptsächlich in Fischöl vor. Veganer:innen können Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Quellen wie Leinsamen, Chiasamen und Walnüssen beziehen, aber der Körper wandelt diese weniger effizient in die aktiven Formen EPA und DHA um. Eine echte Alternative sind Insekten, denn die Tierchen sind reich an Omega-3-Fettsäuren.
     
  • Eisen
    Eisen ist wichtig für die Sauerstoffversorgung des Körpers. Pflanzliche Eisenquellen wie Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen enthalten Eisen, aber die Aufnahme kann durch sogenanntes Nicht-Häm-Eisen erschwert werden. Eine hervorragende zusätzliche Eisenquelle mit obendrein bessere Bioverfügbarkeit sind Insekten.
  • Kalzium
    Kalzium ist wichtig für die Knochengesundheit und andere Körperfunktionen. Da Milchprodukte bei veganer Ernährung ausgeschlossen sind, sollten Veganer:innen pflanzliche Kalziumquellen wie grünes Blattgemüse (z.B. Brokkoli, Grünkohl), Mandeln oder Sesam zu sich nehmen. Oder einfach auf Entoveganismus umsteigen. Denn Insekten enthalten jede Menge Kalzium.

Vielfalt der Geschmackserlebnisse

Entoveganismus eröffnet neue kulinarische Möglichkeiten und bereichert so für Veganer:innen die Vielfalt der verfügbaren Nahrungsmittel. Insekten kannst Du auf verschiedenste Art zubereiten, sodass ihre einzigartigen Aromen und Texturen eine interessante Abwechslung für die Ernährung bieten. Zudem lassen sich Insekten in Form von Insektenmehl weiterverarbeiten oder auch als fertige Produkte – etwa Insekten Proteinriegel, Insekten Protein Pulver, Insekten Snacks bzw. Insekten Chips – genießen.

Wie funktioniert Entoveganimus?

 

Wie Entoveganismus funktioniert? Eigentlich ganz einfach: Nutze die Vorteile einer veganen Ernährung und kombiniere sie mit den Vorteilen von Insekten. Das heißt: Ernähre Dich ganz normal vegan, hole Dir Dein Eiweiß aber aus Insekten.

Wie viel Eiweiß? Je nachdem ob Du Kraftsport betreibst oder nicht, liegen die Empfehlungen bei 1,5 bis 2 oder sogar 2,5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Beispiel: Wiegst Du 80 Kilogramm, so solltest Du täglich also etwa zwischen 120 und 160 Gramm Eiweiß zu Dir nehmen. Als Kraftsportler:in zwischen 160 und 200 Gramm.

Wie viel Insekten Du dafür brauchst? Das hängt davon ab, von welcher Art wir sprechen. Denn je nachdem ob es sich um Mehlwürmer, Grillen, Heuschrecken oder Buffalowürmer handelt, ist der Eiweißgehalt unterschiedlich hoch. Die gute Nachricht: Dafür haben wir unseren Insekten Protein Rechner gebaut. So findest du kinderleicht heraus, wie viel du von welcher Insektenart brauchst, um Deinen Eiweißbedarf zu decken.

Insekten Protein Rechner

Wie Entoveganismus in der Praxis funktionieren kann, fragst Du? Im Folgenden findest Du zwei mögliche Ernährungspläne – für Normalos mit regulärem Eiweiß- und Kalorienbedarf sowie für Kraftsportler mit erhöhtem Eiweißbedarf.

Möglicher Ernährungsplan im Entoveganismus

Frühstück:

  • Haferflocken mit pflanzlicher Milch (z.B. Mandelmilch) und einer Prise Zimt
  • Geröstete Mehlwürmer als Topping
  • Eine Handvoll Beeren

Mittagessen:

  • Gemischter Salat mit einer Vielzahl von grünen Blattgemüsen, Tomaten, Gurken und Paprika
  • Gegrillte Heuschrecken oder Grillen als Proteinquelle
  • Dressing aus Olivenöl, Zitronensaft und Kräutern

Snack:

Abendessen:

  • Vollkornnudeln mit einer pflanzlichen Tomatensauce, gemischtem Gemüse (z.B. Brokkoli, Pilze, Zucchini) und gerösteten Mehlwürmern
  • Eine Beilage aus gegrilltem Gemüse (z.B. Aubergine, Paprika, Zucchini)

Möglicher Ernährungsplan für einen Kraftsportler mit erhöhtem Eiweißbedarf im Entoveganismus

Frühstück:

  • Proteinreicher Smoothie aus pflanzlicher Milch (z.B. Sojamilch), einer Banane, gemischten Beeren und einem Löffel Insektenproteinpulver
  • Eine Handvoll Nüsse

Mittagessen:

  • Quinoasalat mit geröstetem Gemüse (z.B. Süßkartoffeln, Paprika, Zwiebeln)
  • Gebratene Grillen oder Heuschrecken als Proteinquelle
  • Avocado als gesunde Fettquelle

Snack:

 

Nach dem Training:

Abendessen:

  • Gebackene Tofu-Wraps mit frischem Gemüse und einer Avocado-Creme
  • Geröstete Mehlwürmer als Topping
  • Eine Beilage aus Quinoa oder braunem Reis

Für wen ist Entoveganismus geeignet?

 

Ob Entoveganismus für Dich in Frage kommt, kannst nur Du selbst entscheiden. Im Folgenden findest Du einige Voraussetzungen, die Du erfüllen solltest, wenn Entoveganismus für Dich eine echte Option ist.

Offenheit für den Verzehr von Insekten

Da Entoveganismus darauf basiert, Insekten als Proteinquelle zu nutzen, solltest Du offen für den Verzehr von Insekten sein. Einige Menschen könnten Vorbehalte oder kulturelle Bedenken gegenüber dem Verzehr von Insekten haben. Unser Erfahrung: Sich mit der Thematik intensiv auseinandersetzen hilft, diese Bedenken zu zerstreuen.

Gesundheitlicher Zustand

Entoveganismus erfordert eine ausgewogene Ernährung, um alle erforderlichen Nährstoffe zu erhalten. Personen mit spezifischen gesundheitlichen Bedingungen oder Nahrungsmittelallergien sollten ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigen. Zählst Du zu dieser Personengruppe, konsultiere möglicherweise einen Arzt oder Ernährungsberater, um sicherzustellen, dass Du alle erforderlichen Nährstoffe erhältst, beziehungsweise dass Insekten bei Dir – besonders bei Allergien gegen Schalentiere - keine allergischen Reaktionen auslösen.

Nachhaltigkeitsbewusstsein

Keine Voraussetzung, aber kann sicher nicht schaden: Umwelt- beziehungsweise Nachhaltigkeitsbewusstsein. Denn Entoveganismus basiert auch auf dem Nachhaltigkeitsgedanken, da Insekten eine ressourcenschonende Proteinquelle darstellen.

Kulinarische Experimentierfreude

Da Entoveganismus den Verzehr von Insekten beinhaltet, ist eine gewisse kulinarische Offenheit und Experimentierfreude erforderlich. Wenn Du gerne neue Geschmacksrichtungen und Texturen erkunden und Deine Ernährung erweitern möchtest, könnte Entoveganismus etwas für Dich sein.

Fazit

Was lässt sich nun zusammenfassend über Entoveganismus sagen? Entoveganismus kombiniert die Vorteile von Veganismus – deutlich geringere CO2-Emissionen, deutlich höhere Ressourceneffizienz, weniger ungesunde Fette, kein Einsatz von Antibiotika und ein wesentlich niedrigeres Zoonoserisiko – mit den Vorteilen der Entomophagie: Proteine mit vollständigem Aminosäurenprofil, jede Menge Omega-3-Fettsäuren und dazu Vitamine und Mineralstoffe wie B12, Kalzium, Eisen, die Dir als Veganer:in unter Umständen fehlen.

Ob Entoveganismus für Dich geeignet ist? Finde für Dich heraus, ob Du Insekten essen kannst – Stichwort Schalentierallergie - und magst. Es müssen ja nicht gleich zu Beginn die ganzen Tierchen sein, starte einfach mit fertigen Produkten wie Insekten Protein Riegel oder Insekten Snacks. Wenn das für Dich in Frage kommt, dann ist Entoveganismus die wohl beste aller verfügbaren Optionen. Nachhaltig, gesund und obendrein lecker. Probier’s aus!

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