Alternative Proteine: So gesund sind sie wirklich!

Alternative Proteine sind die Zukunft – dahingehend sind sich (fast) alle einig. Schließlich muss sich mit Blick auf den Klimawandel im Bereich der Lebensmittelherstellung etwas ändern. Das gilt insbesondere für die konventionelle Fleischerzeugung. Was Emissionen, Ressourcenverbrauch und auch das Tierwohl angeht, sind alternative Proteine konventionell erzeugtem Fleisch weit überlegen. Aber sind alternative Proteine auch gesund?

Autor:  Bastian
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Cultured Meat

Keine Schlachtungen, kein Tierleid, deutlich weniger Emissionen und auch weniger Wasserverbrauch als bei herkömmlich erzeugtem Fleisch – kultiviertes Fleisch ist auf dem Vormarsch. Prognosen zufolge hat Cultured Meat sogar das Potenzial, sich zu einem der größten Märkte für alternative Proteine zu entwickeln. Nicht umsonst befassen sich zahlreiche Unternehmen weltweit mit der Erzeugung der verschiedensten Fleischsorten im Labor. Die Vorteile von Cultured Meat liegen auf der Hand. Aber wie gesund ist Cultured Meat?

Gesundheitliche Vorteile von Cultured Meat

Cultured Meat hat im Vergleich zu herkömmlichem Fleisch gleich mehrere gesundheitliche Vorteile.

So lässt sich bei der Herstellung von Cultured Meat das Nährwertprofil des Fleisches beeinflussen. Beispielsweise so, dass das Fleisch nur sehr wenige gesättigte Fettsäuren enthält, und somit auch von Menschen mit hohem Cholesterinspiegel bedenkenlos gegessen werden kann.

Hinzu kommt, dass Cultured Meat unter sterilen Bedingungen im Labor gezüchtet wird. Dieser Umstand reduziert nicht nur drastisch die Gefahr lebensmittelbedingter Krankheiten, sondern sorgt auch dafür, dass während des gesamten Herstellungsprozesses keinerlei Antibiotika vonnöten sind.

 

Gesundheitliche Nachteile von Cultured Meat

Die Struktur von Fleisch ist komplex. Um diese nachzubauen, können je nach Hersteller verschiedene Additive zum Einsatz kommen. Das muss zwar nicht zwingend ein gesundheitlicher Nachteil sein, sondern kann, wenn es sich dabei um Vitamine handelt, sogar einen positiven Effekt haben. Hier sind Verbraucher:innen letztlich auf die Arbeit der Regulierungsbehörden angewiesen. Da in der Europäischen Union bislang noch kein Produkt zugelassen ist, lässt sich hinsichtlich der Additive auch noch keine Einschätzung treffen.

Pflanzenbasierte Proteine

7 Prozent pro Jahr – so stark nimmt der Verzehr von pflanzlichen Proteinen jährlich zu. Auch pflanzliche Proteine wie Sojabohnen, Hülsenfrüchte und Ölsaaten weisen eine deutlich bessere Klimabilanz auf als herkömmliches Fleisch. Gut fürs Klima, aber auch gut für den Menschen?

Gesundheitliche Vorteile von pflanzenbasierten Proteinen

 

Die verwendeten Pflanzen bringen es auf einen ähnlich hohen Proteingehalt wie Fleisch. Zudem enthalten sie mehr für die Verdauung wichtige Ballaststoffe und weniger gesättigte Fettsäuren. Und: Einige Unternehmen nutzen bereits Technologien wie den 3D-Druck, um pflanzliche Fleischersatzprodukte ohne Cholesterin, Hormone und Antibiotika herzustellen. Ähnlich wie bei Cultured Meat lassen sich den Erzeugnissen so künftig wohl auch nützliche Zutaten wie Omega-3-Fettsäuren hinzuzufügen.

Gesundheitliche Nachteile von pflanzenbasierten Proteinen

Um den Geschmack, das Aussehen und die Textur von Fleisch zu imitieren, werden pflanzliche Produkte nicht selten stark verarbeitet. Das Resultat ist oft ein hoher Anteil an gesättigten Fetten und Natrium - einige pflanzliche Burger bringen es so auf bis zu 20 Prozent mehr Natrium und 25 Prozent mehr gesättigte Fettsäuren als Rindfleisch. Häufig sind auch Zusatzstoffe wie Gummis, Stabilisatoren und Wirkstoffe erforderlich. Diese ahmen die natürlichen wasser- und fettbindenden Eigenschaften von Fleisch nach. Dies geht möglicherweise zu Lasten der Freiheit von Zusatzstoffen.

Insektenprotein

In weiten Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas stehen Insekten bereits auf der Speisekarte. Inzwischen hält die Entomophagie, der Verzehr von Insekten, auch in anderen Teilen der Welt Einzug. Insekten gelten schon jetzt als potenzielle Lösung der weltweiten Nahrungsmittelkrise. Aber wie gesund sind Insekten für den Menschen? Sollte der Mensch Insekten essen?

Gesundheitliche Vorteile von Insektenprotein

Insekten sind hervorragende Quellen für Eiweiß und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Sie enthalten nicht nur alle essenziellen Aminosäuren, die der Mensch braucht, um Körper und Geist am Laufen zu halten, sondern sind obendrein reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen. Verglichen mit pflanzlichem Protein schneidet Insektenprotein besser ab.

 

Gesundheitliche Nachteile von Insektenprotein

Ein potenzielles Problem der Entomophagie besteht darin, dass Insektenprotein, je nach Art der Verarbeitung, Chitin enthalten kann – der Stoff, aus dem das Exoskelett der Insekten besteht. Chitin beeinflusst die Proteinverdaulichkeit negativ. Zudem können die Nährwerte von Insekten variieren – abhängig davon, um welche Art es sich handelt, in welchem Entwicklungsstadium die Tiere „geerntet“ werden und welches Futter zum Einsatz kommt.

Ein weiterer möglicher gesundheitlicher Nachteil von Insekten betrifft zum Glück nur einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung. Insekten gehören genauso wie Schalentiere zu den Gliederfüßern, den sogenannten Arthropoden. Wenn Du also allergisch auf Garnelen, Hummer, Langusten oder Krebstiere reagierst, ist bei Insekten Vorsicht geboten.

Algenprotein

Fisch bietet zahlreiche ernährungsphysiologische Vorteile. Zu nennen sind etwa der hohe Eiweißgehalt oder der hohe Anteil an essenziellen Omega-3-Fettsäuren. Sowohl die Proteine als auch die Omega-3-Fettsäuren stammen in der Regel direkt aus den Meeresalgen, von denen sich die Fische ernähren. Warum also nicht direkt die Algen essen? Welche gesundheitlichen Folgen hätte das?

Gesundheitliche Vorteile von Algenprotein

 

Algen enthalten jede Menge Eiweiß und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Sie sind eine der wenigen pflanzlichen Quellen von Vitamin B12 und Jod. Zudem sind die Gewächse reich an bioaktiven Peptiden und Antioxidantien, was sich positiv auf die biologischen Abwehrkräfte des Körpers gegen Entzündungskrankheiten auswirken kann. Züchtet man Algen im Labor, so lassen sich die Pflanzen so manipulieren, dass ihr Nährstoffgehalt noch weiter zunimmt.

Gesundheitliche Nachteile von Algenprotein

Gerade in rohem Zustand gelten Algen als schwer verdaulich. Zudem variiert der Nährwert von Algen stark, abhängig von Art, Wachstumsbedingungen, Ort der Ernte und Jahreszeit. Darüber hinaus gibt es Befürchtungen, dass Algen – ähnlich wie auch Meeresfische - Schwermetalle enthalten können. Zumindest die Unterschiede im Nährstoffgehalt sowie die potenzielle Schwermetallbelastung ließen sich mit im Labor gezüchteten Algen aber steuern.

Fazit: Wie gesund sind alternative Proteine wirklich?

Als gesund gelten Lebensmittel gemeinhin dann, wenn Sie Deinen Körper nicht nur mit Makronährstoffen - also mit Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten -, sondern auch mit Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen versorgen. Gemäß dieser Definition sind alle vier alternativen Proteine gesund. Denn alle liefern neben Proteinen und ungesättigten Fettsäuren auch diverse Mikronährstoffe. Gerade Insektenprotein enthält eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang die Potenziale, die kultiviertes Fleisch und im Labor gezüchtete Algen bieten: Die Möglichkeit, den Nährstoffgehalt des jeweiligen Produkts zu steuern und beispielsweise mit zusätzlichen Mikronährstoffen zu versetzen.

 

Die Vorteile von alternativen Proteinen überwiegen also ganz klar deren vermeintliche Nachteile. Sowohl was die Klimabilanz und das Tierwohl angeht, als auch aus gesundheitlicher Sicht. Bei den wenigen gesundheitlichen Nachteilen, die alternativen Proteinen nachgesagt werden, handelt es sich größtenteils um „Kinderkrankheiten“. Solche, die mit zunehmendem Fortschritt in der Branche wohl schon bald eliminiert sein werden. Spätestens dann ist der Siegeszug der alternativen Proteine nicht mehr aufzuhalten.

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